Check-In: Bevor du mit dem Lesen startest. Nimm dir einen kurzen Moment und reflektiere das Thema dieses Beitrags. Welche Gedanken, Fragen und Erfahrungen fallen dir ein.
Manche Themen sucht man sich nicht. Manche Themen kommen auf einen zu. Kennt ihr das? Wahrscheinlich ja. Wenn nicht, achtet mal drauf. Welche Themen immer wieder ihren Weg zu euch suchen. Auf welchem Weg auch immer. Ein Thema, mit dem ich mich schon seit vielen Jahren beschäftige und dass mich auch in meiner neuen beruflichen Ausrichtung als Coach, Trainer und Berater beschäftigt, ist ein Thema, das gerade alle „machen“ wollen. Agil arbeiten.
Viele Unternehmen und Agenturen wollen agil arbeiten und sich komplett agil transformieren. Sie versprechen sich u.a. durch den engen Austausch in kürzeren Intervallen bessere, zielgruppen-spezifischere Lösungen und schnellere Ergebnisse. Naja und irgendwie macht man ja jetzt auch agil.
Agile Coaches helfen Unternehmen und Agenturen bei der Transformation und in den Projekten. Aber agile Prozesse und agiles Arbeiten. Das ist nicht das Thema, dass immer wieder auf mich zukommt.
Es ist die Frage: Warum die Zusammenarbeit und Projekte trotz agiler Prozesse scheitern und anstrengender, frustrierender und politischer sind, als Projekte, die in hierarchischen und klassischen Strukturen umgesetzt werden.
Diese Frage kam in diversen Gesprächen und Artikeln in den letzten Wochen auf mich zu.
Aus meiner Sicht gibt es eine Hauptursache, die zum Scheitern führt.
Die agilen Werte werden nicht in die Projekte und Unternehmen implementiert.
Die agile Werte werden nicht in das Projekt implementiert. Speziell 3 Bereiche werden vernachlässigt.
Reflektion & Flexibilität
Vertrauen
Fokus auf die Zusammenarbeit & Interaktion zwischen Individuen
3 Lösungsansätze zur direkten Umsetzung im nächsten Projekt:
1. Reflektion und Flexibilität:
Zum Projektstart wird sich darauf geeinigt, dass agil gearbeitet wird und bereits während der Angebotserstellung / Budgetierung kommt es zur ersten Frustration.
Der Kunde hätte doch gerne eine Art Festpreis und ein halbwegs verbindliches Timing.
Ok. Das ist nicht sehr agil. Das verstehe ich. ABER: Es passiert leider viel zu oft, dass sich das Projektteam auf Agenturseite darüber aufregt und frustriert ist. Mein Vorschlag: Reagiert auf diese unerwünschte Veränderung. Interagiert mit dem Kunden. Geht im Sinne des agilen Manifests mit der Veränderung um. Entwickelt gemeinsam eine Lösung für diese Herausforderung. Vielleicht bedeutet das, dass ihr nicht zu 100% agil arbeiten könnt. Vielleicht ist das gar nicht schlimm und es macht die Zusammenarbeit zwischen euch und dem Kunden besser. Ich will und kann euch hier keine Standardlösung vorgeben. Überlegt gemeinsam mit dem Kunden, wie eine optimale Lösung für alle Parteien aussehen kann.
2. + 3. Vertrauen und Fokus auf die Zusammenarbeit & Interaktion zwischen Individuen
Irgendwie will der Kunde doch alles anders oder seine Vorgesetzten.
Er versteht aber nicht, dass Änderungen vollkommen ok und erwünscht sind. Sie aber auch bedeuten, dass sie Auswirkungen auf bereits eingeplante Anforderungen haben können. Bestehende Anforderungen erhalten eine andere Priorisierung oder verändern sich sogar. Das will der Kunde in den meisten Fällen nicht hören oder verstehen. Eine häufige Ursache ist, dass der Kunde nicht richtig aufgestellt ist, für ein agiles Projekt. Oftmals hat der Kunde noch keine Erfahrung mit agilen Projekten oder es gibt einen Projektleiter auf Kundenseite, der allein im den Projekterfolg kämpft und nicht die notwendigen Ressourcen hat.
Meine Idee! Helft eurem Kunden zum Projektstart. Helft ihm dabei ein Projektteam zu etablieren, das schnell und reflektiert Entscheidungen treffen kann und mit Veränderungen umgehen kann. Bringt euren Kunden und alle Entscheider auf Kundenseite in den Erfahrungsraum. Zeigt ihnen, die Vorteile des agilen Arbeitens und wieviel Spaß es bringt. Wie? Was haltet ihr von einem Agile-Projekt-KickOff-Training, in dem ihr gemeinsam eine Scrum-Simulation durchführt und überlegt danach gemeinsam, wer in welcher Rolle Teil des Projektteams sein muß.
Das gesamte Projektteam lernt sich kennen.
Nicht nur Projektleitung und Ansprechpartner auf Kundenseite. Der Kunde und das Projektteam lernen, dass wirklich Menschen auf der anderen Seite arbeiten. Das ist der erste Schritt, um Vertrauen aufzubauen. Auf die Gefahr hin, dass ich Ärger von allen agil-orthodoxen unter euch bekomme. Das Projekt- oder Entwickler-Team vom Kunden abzuschirmen, halte ich für grundsätzlich falsch. Natürlich braucht das Projektteam Zeit und einen freien Rücken für die Entwicklung der Software, der Designs, Texte etc., aber ist der Kunde nicht auch Teil des Projektes?
Meine Empfehlung: Bringt alle Projektbeteiligten zusammen. Kundenansprechpartner, Projektteams der anderen Agenturen und Dienstleister und euer Projektteam. Das Projekt wird eh herausfordernd. Mit gemeinsamem Vertrauen, können auch schwierige Phasen besser gehandelt werden. Gerade unter den Agenturen kann es zu einer Konkurrenz kommen, weil sie Dienstleister des Kunden sind und wenn im Worst Case die Schuldfrage im Raum steht, möchte keiner Schuld sein. Kämpft für gemeinsames Vertrauen.
Ich arbeite in meinen Team- und Pojektcoachings mit dem mind the business-TeamCanvas, das gemeinsam mit dem gesamten Team erarbeitet wird:
gemeinsamen Werte
Haltung
Erfolg
das gemeinsame Why und weitere wesentliche Bereiche für eine gute Zusammenarbeit werden definiert.
Definiert gemeinsam, wie ihr die agilen Werte im Projekt am Leben halten könnt. Welche Routinen könnt ihr implementieren? Warum den Kunden nicht 1x pro Monat in die Agentur einladen? Warum die angrenzenden Abteilungen nicht mind. einmal pro Monat in die eigene Abteilung einladen?
Die Tipps und meine Gedanken sind nur ein kleiner Ausschnitt aller Möglichkeiten und Ursachen. Die Folge soll euch inspirieren, euren Weg zu finden, einen Weg für euer Projekt.
Abschließend möchte ich sagen, dass egal ob klassisch oder agil, das Gestalten des Miteinanders wird viel zu oft vernachlässigt. Es Ist aus meiner Sicht aber, die Basis für erfolgreiche Projekte, in den alle Spaß haben und mit denen alle Beteiligten wachsen können.
Einer meiner Leitsätze ist: Der beste Prozess ist nur Theorie ohne das richtige Mindest.
Ich weiss, dass die Umsetzung der Tipps viel Mut braucht. Ich verspreche euch, dass es einen Versuch wert ist.
In diesem Sinne: Why not change from dislike to love our jobs.
Check-Out: Nimm dir einen kurzen Moment und reflektiere deine Learnings aus dem Blogbeitrag und überlege, welches konkrete To Do du direkt heute umsetzen kannst.
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